rbb | WDR | ARD Degeto – Nina Gummich, Thomas Guené, Isabel Thierauch u.a. in:

Alice, Teil 1 & 2

Vor einem knappen halben Jahrhundert wagt es eine junge Frau, sich mit pointierten Thesen zu Geschlechterrollen oder Abtreibungsgesetzen öffentlich zu Wort zu melden. Die Reaktionen fallen heftig aus. Jahrzehnte vor der Erfindung des Internets provoziert Alice Schwarzer den ersten großen misogynen Shitstorm in der Geschichte der Bundesrepublik. Bis zum heutigen Tag folgen auf die Nennung ihres Namens kontroverse und emotionale Reaktionen. Der Film „Alice“ erzählt von der Entwicklung einer unbekannten 21-jährigen Deutschen, die als Au-Pair nach Paris geht, zu einer Persönlichkeit, die wie kaum eine andere in der Bundesrepublik zu schärfsten Auseinandersetzungen reizt und dabei unbeirrt ihren Weg geht.

Alice Schwarzer hat nicht nur früh aufgezeigt, welches Maß an Frauenverachtung in deutschen Ehen, Parlamenten und Gerichten den Ton angab (und gibt), sondern auch einen Weg gefunden, dem Gegenwind zu trotzen und standhaft die eigene Position zu vertreten und zu verteidigen. Auch heute sehen sich Frauen im Internet und vor deutschen Gerichten mit Abgründen an Frauenhass konfrontiert. Renate Künast ist eines der aktuellen prominenten Beispiele. Auch der Kampf gegen die Abtreibungsgesetzgebung besteht bis heute fort.

Die Themen, die Alice Schwarzer angestoßen und gesetzt hat, haben nichts an Aktualität eingebüßt, die Reaktionen nicht an Schärfe verloren. Es ist kaum zu ermessen, was es bedeutet haben mag, in den 1970er Jahren als erste Frau dieses Maß an Hass auf sich zu ziehen und sich ihm bis heute entgegenzustellen. Alice Schwarzer ist nicht als „meistgehasste Frau Deutschlands“ (Romy Schneider) auf die Welt gekommen. Wir erleben sie zu Beginn des Films als eine junge Frau, die die Welt erkunden, Erfahrungen sammeln, Sprachen lernen und später mal Journalistin werden möchte. So, wie viele junge Frauen auch heute das Leben nach dem Schulabschluss angehen. Alice erlebt die gleichen Rückschläge und Hoffnungen. Der Film „Alice“ handelt nicht von einer Außerirdischen, sondern von den Möglichkeiten und Notwendigkeiten, sich zu engagieren und Gegenwind auszuhalten.

Teil 1, 20:15 Uhr

Der erste Teil zeigt Alice auf ihrem Weg in den Journalismus und schließlich in den Aktivismus. Früh wird sie in Paris durch eine Freundin mit den lebensgefährlichen Konsequenzen der Abtreibungsgesetze konfrontiert. Als sie mit der französischen Frauenbewegung in Kontakt kommt, begegnet ihr das Thema erneut. In Deutschland initiiert sie schließlich das Abtreibungsbekenntnis von 374 Frauen und schreibt damit erstmals Geschichte. Dabei muss sie erkennen, dass ihr Aktivismus einen hohen Preis hat. Sie gefährdet ihre hart erarbeitete Reputation als Journalistin. Und auch ihre Liebesbeziehung zu dem sensiblen Franzosen Bruno, mit dem sie um eine gleichberechtigte Partnerschaft kämpft, droht zu scheitern.

Teil 2, 21:45 Uhr

Im zweiten Teil wird Alice durch einen Fernsehauftritt mit der Antifeministin Esther Vilar im ganzen Land berühmt und zu einer der am stärksten polarisierenden Persönlichkeiten. Ihre Gegner ziehen alle Register, um sie zu demütigen und zu zerstören. Sie muss sich als hässliche Hexe beschimpfen lassen, Hohn, Spott und Hass ertragen. Aber sie macht weiter, feiert Erfolge als feministische Bestseller-Autorin und gründet schließlich die Zeitschrift „Emma“, in der sie Aktivismus und Journalismus vereinen kann. Dass am Ende ihre Beziehung mit Bruno gescheitert ist und sich Alice auch in der neuen deutschen Frauenbewegung zahlreiche Feinde gemacht hat, erzählt der Film dabei ebenfalls.

Darsteller*in Rolle
Nina Gummich Alice Schwarzer
Thomas Guené Bruno Pietzsch
Isabel Thierauch Sonja Hopf
Vidina Popov Barbara Maia
Lou Strenger Renate
Naemi Florez Edda
Gabriele Schulze Grete Schwarzer
Rainer Bock Ernst Schwarzer
Sven Eric Bechtolf Henri Nannen
Ines Marie Westernströer Nadine
Fiona Metscher Joanna
Charlie Nelson Jean-Paul Sartre
Daniel Drewes Hermann Eich
Sarah Chaumette Simone de Beauvoir
Christian Ahlers Hermann Proebst
Katia Fellin Ursula Scheu
Naemi Florez Edda
Katharina Schüttler Esther Vilar
Valerie Pachner Romy Schneider
David Rott Rudolf Augstein
und andere
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Deutschland 2022
Zweiteiler à jeweils ca. 90 Minuten

Regie: Nicole Weegmann
Redaktion: Kerstin Freels (rbb), Henrike Vieregge (WDR), Sophie Seitz (WDR), Christoph Pellander (ARD Degeto)
Drehbuch: Daniel Nocke, Silke Steiner
Kamera: Alexander Fischerkoesen
Musik: Florian van Volxem, Sven Rossenbach
Produktion: Neue Schönhauser Filmproduktion

Online first: Jetzt in der ARD Mediathek!

  • Mittwoch, 30. November 202220:15 Uhr im Ersten
  • «... Das so glaubhaft zu spielen – dafür hat Nina Gummich … einen Sack voll Fernsehpreise sicher»
    Der Tagesspiegel