Das französische Kino stellt in ganz Europa eine Ausnahmeerscheinung dar, denn nirgends haben heimische Filme einen so hohen Publikumsanteil wie bei der Grande Nation. Den Rekord hält – neben dem Hit „Ziemlich beste Freunde“ – seit einigen Jahren die leichtfüßige Kulturschock-Komödie „Willkommen bei den Sch’tis“, die von über 20 Millionen Franzosen, einem Drittel der Bevölkerung, gesehen wurde und auch international ihren Siegeszug fortsetzte. Frankreichs Schauspielstar Dany Boon, selbst im Nord-Pas-de-Calais geboren, gelingt als Regisseur und Darsteller ein Geniestreich. Mit Slapstick, Wortwitz und viel Herz zeigt er die Schön- und Eigenheiten der rückständigen Gegend, die vor der „Sch’timanie“ einen schlechten Ruf genoss. Boon gibt dabei das schüchterne Muttersöhnchen Antoine, das einer Post-Kollegin mit traditionellem Glockenspiel-Läuten seine Liebe beweisen will. Sein komödiantischer Gegenpart Kad Merad glänzt als argwöhnischer Südfranzose, der sich bei den Nordlichtern wider Erwarten pudelwohl fühlt. Deren Mundart wird in der deutschen Synchronisation kongenial von Christoph Maria Herbst nachempfunden, der, statt einen hiesigen Dialekt zu wählen, eine Kunstsprache mit Zischlauten entwirft. So können auch Zuschauer ohne ausgeprägte Frankreich-Kenntnisse ausgelassen über diesen etwas anderen Heimatfilm lachen:
Mit einem unglaublich dreisten Trick versucht der provenzalische Postler Philippe sich auf Wunsch seiner leicht depressiven Frau an die noch sonnigere Côte d’Azur versetzen zu lassen. Doch sein Schwindel wird entdeckt und er postwendend strafversetzt: Er muss in die nördlichste Ecke Frankreichs, wo, so geht die Fama, Schneestürme wehen und raue Gesellen hausen, die ihre Abfälle auf den Bürgersteig kippen. Als Philippe bei strömendem Regen in der nordfranzösischen Region Nord-Pas-de-Calais ankommt und ihn der tapsige Hinterwäldler Antoine mit unverständlichem Kauderwelsch begrüßt, scheinen sich seine schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen. Doch schneller, als er eine Tüte Fritten, das Nationalgericht der Gegend, essen kann, werden seine Vorurteile widerlegt. Seine im Sch’ti-Dialekt nuschelnden Kollegen versteht er zwar nicht immer, doch deren herzliches Gemüt, das unerwartet leckere Essen und die obligatorischen Schnäpschen sowie das mittelalterliche Städtchen und die herbschöne Nordsee lassen ihn die Heimat beinahe vergessen. Unheil droht, als seine Ehefrau, von der er sich bei Heimatbesuchen am Wochenende für sein vermeintliches Martyrium bedauern lässt, ihre Anreise ankündigt. Damit Philippes Schwindel nicht auffliegt, müssen die liebenswürdigen Sch’tis sich ihr gegenüber genau so verhalten, wie alle Welt es von ihnen erwartet.
Darsteller | Rolle |
Kad Merad | Philippe Abrams |
Dany Boon | Antoine Bailleul |
Zoe Felix | Julie Abrams |
Anne Marivin | Annabelle Deconninck |
Philippe Duquesne | Fabrice Canoli |
Guy Lecluyse | Yann Vandernoout |
Patrick Bosso | Polizist |
Zinedine Soualem | Momo |
Jerome Commandeur | Inspektor Lebic |
Line Renaud | Antoines Mutter |
Michel Galabru | Julies Großonkel |
Stéphane Freiss | Jean |
Lorenzo Ausilia-Foret | Raphaël Abrams |
und andere |