Albert Dupontel, Marie-Josée Croze, Pierre Vaneck u.a. in:

Tage oder Stunden

Nach seinem elegisch-meditativen Kinoerfolg „Dialog mit meinem Gärtner“ inszenierte Jean Becker einen verstörenden Film mit zwei Gesichtern. Basierend auf dem Roman „Deux jours à tuer“ von François d’Epenoux, erzählt der Regieveteran scheinbar die Geschichte eines Familienvaters in einer typischen Midlife-Crisis. Doch die Rasanz, mit der ein erfolgreicher Geschäftsmann sein bürgerliches Leben in Schutt und Asche legt, hat man so noch nicht gesehen. Albert Dupontel, der seine Bandbreite in der romantischen Komödie „Odette Toulemonde“ oder in dem furiosen Drama „Irreversibel“ unter Beweis stellte, spielt einen gebrochenen Mann, dessen Motive erst allmählich fassbar werden. Was als grimmige Gesellschaftssatire beginnt, entpuppt sich so als existenzielles Drama um die Frage nach den Letzten Dingen. Der schwierige Balanceakt zwischen Ironie und Tiefsinn gelingt, weil Becker neben Dupontel auf ein Ensemble exzellenter französischer Darsteller zurückgreift:
Antoine ist ein Erfolgsmensch, wie er im Buche steht. Schon als 42-Jähriger besitzt er Anteile einer großen Pariser Marketingagentur, ist mit einer reizenden Frau verheiratet und hat selbstredend ein tolles Haus. Doch von einem Tag auf den anderen scheint er dieser arrivierten Existenz völlig überdrüssig zu sein. Zunächst vergrault er einen seiner besten Kunden mit der offenherzigen Bemerkung, sein Produkt sei so langweilig, dass ihm dazu kein Slogan einfalle. Hals über Kopf verschleudert Antoine darauf seine Agentur-Anteile, und seiner Frau gibt er zu verstehen, dass er sie betrügt und verlassen wird. Doch Cécile lässt sich nicht so schnell entmutigen und organisiert anlässlich seines Geburtstages heimlich eine Party – die in der Tat eine Überraschung wird: allerdings nur für die verdutzten Gäste. Reihum brüskiert der Hausherr seine langjährigen Freunde mit gnadenlos präzisen verbalen Giftpfeilen. Der Abend gipfelt in einer handfesten Schlägerei, doch Antoines Motive werden dabei immer rätselhafter. Auf dem Weg nach Irland, wo sein Vater seit 30 Jahren als kauziger Aussteiger lebt, wird klar, dass Antoine nichts mehr zu verlieren hat. In der paradiesisch erscheinenden Wiesenlandschaft der grünen Insel gibt es noch eine offene Rechnung zu begleichen.

Darsteller   Rolle 
Albert Dupontel Antoine
Marie-Josée Croze Cécile
Pierre Vaneck Antoines Vater
Alessandra Martines Marion
Cristiana Reali Virginie
Mathias Mlekuz Èric
Claire Nebout Clara
François Marthouret Paul
Anne Loiret Anne-Laure
José Paul Thibault
Daphné Bürki Bérengère
Samuel Labarthe Ètienne
Guillaume de Tonquedec Sébastien
Xavier Gallais Anhalter/Tramper
Jean Dell Mortez
Marie-Christine Adam Céciles Mutter
Mario Pecqueur Céciles Vater
Annick Alane Madame Lemoine
Thierry Liagre Autobesitzer
Stephan Wojtowicz Wirt
und andere

 

Frankreich 2008
Originaltitel: Deux jours à tuer

Regie: Jean Becker
Drehbuch: Eric Assous, François d'Épenoux, Jean Becker  – nach dem gleichnamigen Roman von François d'Épenoux
Kamera: Arthur Cloquet
Musik: Alain Goraguer, Patrick Goraguer

Laufzeit: 80 Minuten

  • Sonntag, 17. Dezember 20170:35 Uhr im Ersten